Aktuelle Nachrichten aus Politik und Wirtschaft Islands
An dieser Stelle geben wir in unregelmäßigen Abständen Meldungen aus der isländischen Politik und Wirtschaft wieder, die auch für touristische Besucher des Landes interessant sein können und unseres Erachtens das Bild des Reiseziels Island abrunden. Natürlich erhebt unsere Auswahl der Nachrichten keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Ein Faktencheck wird uns nur in seltenen Fällen möglich sein. Aus Platzgründen werden ältere Beiträge regelmäßig gelöscht.
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Dort finden sich auch ältere Beiträge. Bau des Flughafen-Expresszugs Reykjavik - Keflavik rückt näher
Der schon seit längerer Zeit diskutierte Bau der ersten Bahnstrecke Islands zwischen Reykjavik und dem internationalen Flughafen Keflavik wird immer wahrscheinlicher.
Einer Meldung der online-Zeitung mbl.is vom 15.12.16 zufolge bereiten sich die vom geplanten Streckenverlauf betroffenen Gemeinde auf die Unterzeichnung eines Vertrages gegen Ende Januar 2016 vor, der die Projektvorbereitung und das Raumordnungsverfahren regeln soll. Die Express-Bahnstrecke soll vom Busbahnhof BSI zunächst unterirdisch, außerhalb der jetzigen Bebaungen des Großraums Reykjavik dann oberirdisch in etwa parallel zur Nationalstraße 41 zum Flughafen Keflavik verlaufen und die heutige Fahrzeit von ca. 45 Minuten auf 15-18 Minuten verkürzen. Nach heutigen Schätzungen belaufen sich die notwendigen Investitionen auf umgerechnet über eine Milliarde EUR.
Ob das Projekt öffentlich, privat oder als Public-Private-Partnership betrieben werden soll, ist bisher nicht entschieden. Es wäre aber in jedem Fall ein wichtiger Meilenstein in der infrastrukturellen und touristischen Entwicklung des Landes. Island braucht 30.000 Arbeitskräfte aus dem Ausland bis 2030
Nach Angaben der Vorsitzenden des Isländischen Industrieverbands hat die isländische Wirtschaft einen jährlichen Bedarf von 2.000 ausländischen Arbeitskräften für die nächsten 15 Jahre. Wie Gudrun Hafsteinnsdottir am 10. März 2016 auf der Jahrestagung des Verbands mitteilte, basiert der errechnete Bedarf auf dem prognostizierten Wachstum der Wirtschaft und der sich ungünstig verändernden Struktur der isländischen Erwerbsbevölkerung.
Das zunehmende Durchschnittsalter, die abnehmende Geburtenrate und oft mehrjährige Auslandsaufenthalte vieler erwerbsfähiger Isländer schmälern die zur Finanzierung der isländischen Rentner notwendige Zahl an Erwerbstätigen so sehr, dass ein Zufluss von qualifizierten und nicht-qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland unumgänglich erscheint, um Wohlstandsverluste für die Gesamtbevölkerung zu vermeiden.
Quelle: www.mbl.is Die Zukunft des Stadtflughafens in Reykjavik
Der isländische Innenminister Ólöf Nordal hat den Bürgermeister Reykjaviks Ende August wissen lassen, dass alle städtebaulichen Pläne einen bis mindestens 2022 fortlaufenden Betrieb des Stadtflughafens berücksichtigen. Darüber hinaus könne erst dann über die Zukunft des Stadtflughafens entschieden werden, wenn das isländische Parlament über eine zwischen den Verkehrsbehörden des Landes abgestimmte Vorlage abgestimmt hat. Damit sind bestehende Planungen einer teilweisen Schliessung des Flughafens bzw. eines Neubaus ausserhalb des städtischen Großraums erst einmal auf Eis gelegt.
Das ist vielleicht ganz gut so. Die bisherigen Diskussionen sind überwiegend davon bestimmt, dass die Einwohner der Großraums von Reykjavik möglichst schnell in andere Regionen Islands reisen können. Umgekehrt gilt dies auch für den Wunsch der dort lebenden Reisenden, auf schnellstem Weg in die Hauptstadt zu kommen. Diese Interessen befriedigt ein zentral gelegener Stadtflughafen am besten - ob es nun der existierende, nicht ausbaufähige, innenstadtnahe Gebiete mit Immissionen störende und auf bestem Bauentwicklungsland liegende Flughafen ist oder ein Neubau am Rand der Stadt.
In der öffentlichen Diskussion wird wenig über eine mögliche Verlegung des gesamten Inlandsverkehrs auf den 45 km von Zentrum entfernt liegenden internationalen Flughafen Keflavik diskutiert. Reisende aus Städten wie Akureyri und Egilsstadir würden ohne den lästigen und zeitraubenden Transfer zwischen Stadtflughafen und internationalem Flughafen ins Ausland reisen können. Ausländische Touristen kämen bequemer und billiger an ihr isländisches Reiseziel. Die Straßen würden entlastet, zusätzliche Flugverbindungen würden aufgrund der Bündelung nationaler und internationaler Verkehrsströme entstehen. Die Stadt Reykjavik hätte eine Lärmquelle weniger und viel attraktives Bauland mehr.
Allerdings erfordert eine Zusammenlegung den Ausbau des interationalen Flughafens in Keflavik und eine Schnellbahnanbindung an den Großraum Reykjavik. Die Investitionen für beide Maßnahmen wären sicherlich deutlich geringer als ein Neubau eines Stadtflughafens, der die Nachteile eines getrennten Systems von Inlands- und Auslandsflügen auf Generationen hinaus zementieren würde. Neue Mitte-Rechts-Regierung für Island
Nach langen Verhandlungsrunden hat sich am 9. Januar 2017 eine regierungsfähige Dreiparteien-Koalition unter Führung der Unabhängigkeitspartei gebildet. Mit 32 von 63 Sitzen im Parlament kann Bjarni Benediktsson von der Unabhängigkeitspartei (29 Sitze) zusammen mit der Erneuerungspartei (7 Sitze) und der Partei "Helle Zukunft" (4 Sitze) der liberalen Mitte-Rechts-Regierung als Premierminister vorsitzen. Die Regierungsmitglieder sollen am 10. Januar 2017 ernannt werden. Island ist gespannt, welches Regierungsprogramm zwischen den drei Parteien vereinbart worden ist. Große Zugeständnisse der Unabhängigkeitspartei an die beiden kleineren Koalitionspartner sind angesichts der Sitzverhältnisse im Parlament nicht zu erwarten. Vollständige Aufhebung der Kapitalverkehrskontrollen, Anhebung der Bonität
Island hat am 14.3.2017 die letzten Kapitalverkehrkontrollen aufgehoben, die nach dem Finanzcrash 2008 zum Schutz der isländischen Volkswirtschaft eingeführt worden waren. Nach Überwindung der Krise im Jahr 2014 wurden die Kontrollen bereits seit 2015 schrittweise gelockert. Island kann damit wieder ohne Einschränkung am internationalen Kapitalverkehr teilnehmen. In Folge der Maßnahme hat das US-amerikanische Ratingsunternehmen Standard & Poors am 17.3.2017 die Bonität isländischer Staatspapiere von "A-" auf "A" hochgesetzt. Dies entspricht einer gefestigten Einstufung des Staates im oberen Mittelfeld. Zum Vergleich: Deutschland wird von S&P mit dem Bestwert "AAA" geführt. Quelle: Handelsblatt 18.3.17 Vorgezogene Neuwahlen in Island
Nachdem der Präsident der Auflösung des Parlaments zum 27. Oktober 2017 rund ein Jahr nach der letzten Wahl zugestimmt hat, wird am 28.10.2017 neu gewählt. Die mit einer Stimme Mehrheit regierende Koalition war am 15.10.2017 geplatzt, nachdem die Juniorpartei "Bright Future" der konservativen Partei des Ministerpräsidenten Bjarni Benediktsson die Verwicklung in einen Skandal um einen Sexualverbrecher vorgeworfen hatte. Der Vater des Ministerpräsidenten spielt in diesem Skandal eine unrühmliche Rolle. Neue Regierung mit Premier Katrin Jakobsdottir
Unter der Führung der Grün-Links-Bewegung bekommt Island am 30.11.2017 eine neue Drei-Parteien-Koalitionsregierung. Katrin Jakobsdottir (41) wird als zweite Frau in der Geschichte neue Premierministerin Islands. Die Unabhängigkeitspartei wird die Ministerien für Außenpolitik, Finanzen und Justiz besetzen. Die Ministerien für Industrie, Fischerei, Tourismus und Landwirtschaft gehen an die Fortschrittspartei. Die neue Premierministerin benannte als wichtigste Ziele der Koalitionsregierung: Gleichbehandlung der Bürger unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung, eine großzügigere Flüchtlingsaufnahme, wirtschaftliche Stabilität sowie die Restruktierung der Gesundheits-, Bildungs- und Transportsysteme.
Vollbeschäftigung in Island wieder erreicht
Die Ende Januar 2016 veröffentlichten Zahlen des isländischen Zentrums für Statistik bestätigen die bisher schon bestehende Vermutung, dass die Arbeitslosigkeit wieder auf das Niveau von 2007 gesunken ist. Mit einer Arbeitslosigkeit von 1,9 % zum Jahresende 2015 (bzw. saisonal bereinigt von 2,3%) hat Island wieder ein Vollbeschäftigungsniveau erreicht, das Ökonomen bei einem aus strukturellen Gründen als unvermeidlich bzw. sogar sinnvoll geltenden Arbeitslosigkeitswert von 2 % verorten. Das Land hat damit - weitestgehend aus eigener Kraft - die Folgen des finanzwirtschaftlichen Zusammenbruchs von 2008 überwunden. Die Kehrseite des Erfolgs zeigt sich jedoch schon seit einiger Zeit durch einen Mangel an Facharbeitskräften in Wachstumsbranchen wie z.B. dem Tourismus, der nur unzureichend durch den Zuzug ausländischer Arbeitskräfte aufgefangen werden kann. Der Arbeitskräftemangel und die hohe Kapazitätsauslastung der Wirtschaft führen in vielen Bereichen bereits zu deutlichen Preissteigerungen. Regierung und Notenbank sind nun in der Verantwortung, durch kluge Maßnahmen eine schädliche Überhitzung der Konjunktur vermeiden zu helfen. Trinkgelder in Island unüblich, aber zur Weitergabe willkommen
Der boomende Tourismus rüttelt an einer isländischen Tradition: Trinkgeld war bisher auch für guten Service verpönt. Vielen Gästen aus Ländern, in den Trinkgeld für das Servicepersonal in Restaurants und anderen Dienstleistungsbetrieben ein teilweise extrem wichtiger Bestandteil des Einkommens ist, zeigen oft großes Unverständnis angesichts dieser isländischen Tradition. Trotz der eindeutigen Hinweise, dass der Service bereits in den Preisen einkalkuliert ist, geben zufriedene Touristen immer häufiger Trinkgeld und bringen damit zumindest das isländische Personal in Verlegenheit.
Im Hotel Rangá in der Nähe des südisländischen Ortes Hella, einem der wenigen 4-Sterne-Hotels ausserhalb von Reykjavik, hat man in diesem Dilemma eine salomonische Lösung gefunden. Wie das Hotelmangement am 26.2.16 mitteilt, informiert einen kleiner Hinweis in der Speisekarte, dass das Personal eventuell zugedachte Trinkgelder gerne akzeptiere, um sie dann direkt und ohne Abzüge an die ehrenamtlich tätigen Mitglieder des Such- und Rettungsdienstes SAR in Anerkennung ihrer immer wichtiger werdenden Arbeit weiterzugeben. Island sicherstes Land der Welt
Der jährlich ermittelte Global Peace Index (GPI) sieht auch für 2015 Island an der Spitze. Zusammen mit Dänemark und Österreich gehört Island zu den sichersten Ländern der Erde. Das in Sydney ansässige australische Institute of Economics and Peace hat für die Ermittlung des GPI 163 Länder nach 23 Merkmalen wie z.B. Zahl der Gewaltverbrechen, Ausmaß des politischen Terros oder Umfang des Waffenhandels bewertet. Island führt den Weltfriedensindex seit Jahren an. Island hat einen neuen Präsidenten gewählt
Dr. Gudni Johannesson wird am 1. August 2016 neuer Präsident Islands. Bei der Wahl am 25. Juni 2016 ging der 48-Jährige mit knapp 40% der abgegebenen Wählerstimmen mit deutlichem Vorsprung als Sieger hervor. Der parteilose, politikunerfahrene Geschichtswissenschaftler und TV-Kommentator will sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger Olafur Grimsson aus der klüngeldominierten Politik des Landes heraushalten und ein Präsident für alle Isländer sein. Tourismus mit 10% Anteil an Wirtschaftsleistung Islands
Nach einer Mitte September 2016 veröffentlichten Studie der Arion Bank trägt der Tourismus direkt und indirekt im Jahr 2016 zu etwa 10% des isländischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) bei. Die online-Zeitung icelandmonitor.mbl.is zitiert am 21.9.2016 aus der Studie und berichtet, dass damit der Anteil des touristischen Sektors den BIP-Anteil der Aluminium-Industrie (9-10%) übertroffen und den der Fischerei-Industrie mit 11-12% fast erreicht habe. Bei der Hochrechnung des touristischen Wachstums wird der Tourismus spätestens 2018 der wichtigste Wirtschaftszweig Islands geworden sein.
Bis 2018 wird ein Zuwachs der touristisch bestimmten Arbeitsplätze um mindestens 10.000 Stellen prognostiziert. Angesichts der derzeitigen Vollbeschäftigung können diese Stellen nur mit einer fast gleichhohen Zuwanderung an ausländischen Arbeitskräften gefüllt werden. Wowair wächst rasant
Wie Wowair auf der Internationalen Tourismus Börse in Berlin (8.-12.3.2017) in einem Interview mit der Fachzeitschrift Air Transport World bekannt gab, geht das geplante Wachstum der Low Cost Airline rasant weiter. Für das Jahr 2017 werden 3,1 Millionen Passagiere erwartet. Dies würde ein Wachstum von 82% gegenüber dem Jahr 2016 bedeuten. Basis für die Expansion ist eine auf 17 Airbus-Jets angewachsene Flotte. Darunter sind drei Langstreckenflugzeuge vom Typ A330-200, die in Zweiklassenbestuhlung die Wowair-Ziele an der US-Westküste bedienen. Alle anderen Ziele werden mit A321 (11 Flugzeuge) und A320 (3 Flugzeuge) angeflogen.
Wowair hat 2016 eine Auslastung von 88% erreicht - dieser Wert ist im Vergleich mit etablierten Low Cost Airlines noch steigerungsfähig, liegt aber weit über dem der nationalen Konkurrenz von Icelandair (2016: 82%).
Das Geschäftsmodell der Airline wird dem der Konkurrenz von Icelandair immer ähnlicher. Etwa 45% der Passagiere haben Island nicht als Ausgangs- oder Zielland ihrer Reise, sondern nutzen den Flughafen Keflavik als Umsteigeort zwischen Nordamerika und Europa. Dieser Umsteigeverkehr ist eine gute Versicherung für den leider nicht ganz unwahrscheinlichen Fall, dass der Tourismus nach Island aufgrund der hohen Preissteigerungen bei den Hotels leiden sollte. Wowair plant, zukünftig auch (nicht genannte) Ziele in Asien ins Streckennetz aufzunehmen.
Damit würde der Wettbewerb mit der etablierten und bisher noch deutlich größeren Icelandair eine neue Dimension bekommen. Innenstadt von Reykjavik für Busse gesperrt
Ab 15. Juli 2017 ist die Innenstadt Reykjaviks für Busse gesperrt. Dies betrifft Linienbusse und Touristenbusse. Ausgenommen von dem im Mai beschlossenen Verbot sind nur Schulbusse und Fahrzeuge zum Transport behinderter Menschen. Dieses Verbot trifft Gruppenreisende mit Hotelunterkünften im Innenstadtbereich empfindlich. Sie müssen sich zukünftig zu einem der 12 Sammelabholpunkte rund um die Innenstadt bewegen, um zu ihrem Bus zu kommen. Icelandair nach Berlin-Tegel
Icelandair fliegt ab 3. November 2017 montags, freitags und sonntags von Berlin-Tegel nach Keflavik. Die neue Verbindung ist sicher auch eine Reaktion auf den warhscheinlichen Ausfall der Tegelflüge von Airberlin nach Auslaufen der Bundesbürgschaft im November. Die Icelandair-Flüge haben in Keflavik Anschluss an die Flüge nach USA und Kanada und sollen ganzjährig betrieben werden. Berlin bleibt damit auch im Winter die Konkurrenz von Fluggesellschaften erhalten. Wowair bedient den Berliner Flughafen Schönefeld. Parlamentswahl mit komplizierten Ausgang
Die Parlamentswahl vom 28.10.2017 hat wie die Wahl vor knapp einem Jahr zu einer sehr vertrackten Situation geführt. Die bisherigen Regierungsparteien wurden abgestraft: sie verloren 12 ihrer bisherigen 32 Sitze. Der kleinste Regierungspartner, die Partei "Bright Future" hat es nicht mehr ins neugewählte Parlament geschafft. Umgekehrt konnten die bisherigen Oppositionsparteien aber nur einen der 12 Sitze für sich gewinnen. Die übrigen 11 Sitze wurden von zwei neuen Parteien gewonnen - der Volkspartei und der Zentrumspartei. Es stehen schwierige und wahrscheinlich langwierige Verhandlungen zwischen den Parteien an.